Mindfulness Living – Geschmeidiges Surfen auf den Wellen des Lebens

Krisen, Stress oder Krankheit verlangen oft Gelassenheit. Gelassen bleiben ist oft leichter gesagt als getan. Achtsamkeit hilft dir, in schwierigen Situationen so zu reagieren, dass kein Kummer oder Schmerz entsteht. Die Achtsamkeits-Expertin Mag. Aniko Absolon erklärt uns das Wichtigste zu diesem Lebensthema.

Mindfulness Living nimmt das Tempo aus dem Alltag, entschleunigt und hilft dir, das Wesentliche zu erkennen. Wenn sich die äußeren Eindrücke auf dein körperliches oder emotionales Wohlbefinden auswirken, findest du durch einen achtsamen Umgang mit dir und deiner Umwelt einen Weg, gelassen und angemessen aus der Situation zu kommen.

Bald geht es los mit dem Geschenkekauf, in überfüllten Geschäften in der Schlange stehen, eine Weihnachtsfeier nach der anderen, Familientreffen – diese Zeit hat es in sich! Abgesehen von Weihnachten gibt es noch genug Stress im Beruf oder andere Sorgen, die an die Substanz gehen. Umso wichtiger ist es, dass du auf dich und deine Bedürfnisse achtest. So bewahrst du deine Kraft, um in schwierigen Situationen angemessen zu reagieren. Aber ist Achtsamkeit erlernbar? Wie kommt in fordernden Phasen trotzdem Leichtigkeit, Wohlbefinden und Gelassenheit in dein Leben?

Diese interessanten Fragen beantwortet Mag. Aniko Absolon, die sich seit 1992 mit MBSR, Mindfulness Based Stress Reduction, der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion, auseinandersetzt. Diese Methode bietet Unterstützung im Umgang mit schwierigen Situationen oder Gefühlen, von denen du dich überfordert fühlst.

In welchen Situationen wenden sich die Menschen der Achtsamkeit zu? Was sind häufige Beweggründe?

Die häufigsten Beweggründe für einen Achtsamkeitskurs sind Stress, Schwierigkeiten im Beruf oder in der Familie, Krisen und Krankheiten. Auch der Wunsch nach innerer Ruhe und mehr Gelassenheit, zu lernen mit den eigenen Emotionen besser umzugehen, sich weniger zu verzetteln, oder einfach Interesse an der Selbsterforschung.

Worum geht es bei der Achtsamkeitspraxis?

Achtsamkeit ist die unmittelbare, bewusste und wertfreie Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblickes mit allen Sinnen, samt unseren Reaktionen. Wir lernen zu zwischen dem Ergebnis selbst (Stressauslöser) und unserer Reaktion darauf zu unterscheiden. Stress ist nicht das Ereignis per se, sondern die negativen Gefühle, die dadurch ausgelöst werden, wie zum Beispiel Ärger, Angst, Trauer, etc. Wir können die äußeren Ereignisse oft nicht beeinflussen, aber wir können lernen, anders auf sie zu reagieren, sodass weniger Unbehagen und Leid entsteht. Das ist der Kern der Achtsamkeitspraxis.

Kann man durch Achtsamkeit das Gedankenkarussell beruhigen? Wie?

Ziel der Achtsamkeitspraxis ist ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie unsere Gedanken funktionieren und wie sie unsere Gefühle und unser Erleben beeinflussen. Wenn wir lernen, unsere Gedanken, die meistens im Hintergrund automatisch ablaufen, bewusst zu beobachten, erkennen wir, dass sie ständig ablaufende mentale Prozesse sind. Wobei sich der Inhalt von Moment zu Moment verändern kann, dadurch wird ihr Wahrheitsgehalt relativiert. Bei konsequenter Praxis verlieren sie ihre absolute Macht über uns und ihre Intensität verringert sich.

Manche Menschen fühlen sich zum Beispiel zu dick, zu alt oder nicht attraktiv genug. Wie können sie durch Achtsamkeit ihr Selbstbild ändern?

Das Selbstbild hat viel mit Familie, Erziehung und Konditionierungen zu tun. Die Achtsamkeitspraxis erlaubt uns, unsere Konditionierungen und Glaubenssätze zunächst überhaupt zu erkennen. Sie sind so tief verankert, dass wir sie für die absolute Wahrheit halten. Anschließend können wir uns fragen, inwieweit sie überhaupt stimmen. Oft legen wir aber auch die Latte für unser Aussehen zu hoch. Ein wesentlicher Bestandteil der Achtsamkeit ist Akzeptanz. Sie ermöglicht uns, sich mit uns selbst, so wie wir sind, zu versöhnen.

Wie übt man Achtsamkeit?

Achtsamkeit wird einerseits formell, durch bewusste Körperwahrnehmung (in MBSR: Body-Scan, achtsames Yoga) oder durch Sitzmeditation, wo mehr die Gedanken und Gefühle im Mittelpunkt stehen geübt. Andererseits kann (und sollte) sie in den Alltag integriert werden, indem man das, was man gerade macht, bewusst durchführt, statt mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Beispielsweise wenn wir Gemüse schneiden, bleiben die Gedanken bei den Bewegungen, den Empfindungen an der Haut, den Farben, den Geräuschen, beim Gehen gehen wir, beim Essen essen wir usw.

Ein wesentlicher Bestandteil der Achtsamkeit ist Akzeptanz.

Wie kann man durch Achtsamkeit Stress verringern?

„Wir können die Wellen des Lebens nicht aufhalten, aber wir können lernen zu surfen“. Wir können die äußeren Ereignisse in unserem Leben meistens nicht beeinflussen, aber wir können lernen unsere Reaktion auf sie zu ändern. Wenn jemand bei jeder Kleinigkeit aufbrausend reagiert, erlaubt die Achtsamkeit die inneren Vorgänge, die zum Zornausbruch führen, zu beobachten. Bei konsequenter Praxis wird es mit der Zeit immer häufiger gelingen, nicht wie auf Knopfdruck zu reagieren, sondern ein „Frühwarnsystem“ zu entwickeln, sich innerlich zu de-eskalieren und die Situation angemessener zu lösen.

Wie alt sind Menschen, die sich für die Achtsamkeits-Praxis interessieren? Was ist mit Kindern?

Ich hatte TeilnehmerInnen die Anfang 20 waren. Mein ältester Teilnehmer war 76 Jahre alt. Dazwischen kommen alle Altersstufen vor. Mit Kindern habe ich keine Erfahrung, ich gebe Kurse nur für Erwachsene.

Wie wirkt sich eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis auf das Lebensgefühl aus?

Durch die Praxis der Achtsamkeit steigert sich die Fähigkeit, Augenblicke intensiver und lebendiger zu erleben. Zu den Auswirkungen gehören ein Gefühl von Selbstwirksamkeit, innere Klarheit, mehr Ausgeglichenheit und Gelassenheit, eine größere innere Freiheit. Aber Achtsamkeit ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das jeder bei den eigenen kritischen Stellen einsetzen kann, daher sind auch die Auswirkungen vielfältig.

Hast du einen Tipp, mit welcher Übung wir uns nach dem Aufwachen achtsam auf den Tag vorbereiten können?

Nach dem Aufwachen nicht gleich nach dem Handy greifen! Sich etwas mehr Zeit lassen, um etwa in Ruhe frühstücken zu können. Den Geschmack von Kaffee, Gebäck, die Anblick der Sonnenstrahlen auf dem Tisch, etc. bewusst genießen. Auch auf dem Weg in die Arbeit versuchen, achtsam zu bleiben, indem man aufs Telefonieren, E-Mails schreiben, Chatten oder Radio verzichtet und sich nur auf die Eindrücke des Augenblickes bewusst einlässt. Ich höre immer wieder von TeilnehmerInnen, dass sie so den Arbeitstag viel ruhiger beginnen und die Ruhe länger bestehen bleibt.

Willst du mehr über Mag. Aniko Absolon, ihre Kurse und Stressbewältigung durch Achtsamkeit erfahren, bist du hier richtig: http://www.mbsr-achtsamkeit.at

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2019-05-22T07:50:34+01:00