Kochen nach den fünf Elementen mit Claudia Dungl
Wie sind Sie dazu gekommen nach den Fünf Elementen zu kochen?
Dungl-Hochleitner: Das war ein persönlicher Umstand. Mein jüngster Sohn hatte mit zwei Jahren Neurodermitis. Die schulmedizinische Behandlung mit Cortisonsalben half nur symptomatisch, kaum nach Absetzen des Arzneimittels hatte er die gleichen Probleme wieder. Ich suchte bei einem Kinderarzt mit Schwerpunkt Traditioneller Chinesischer Medizin Rat. Dieser riet mir rohes Obst zu meiden, ebenso kühlende Lebensmittel und zu viel Weizen. Meinem Sohn ging es dadurch deutlich besser, weshalb ich mich mit der Materie vertiefend auseinandersetzte. Als Pharmazeutin beachtete ich bis dato alle ernährungsphysiologischen Richtlinien für eine gesunde Kinderernährung optimal und war mehr als verwundert, dass die neuen Aspekte so gut halfen. Deshalb besuchte ich eine Ausbildung in München bei Barbara Themelie, danach absolvierte ich den Master of TCM an der Donau-Universität Krems und vertiefte mich hin zu der Kräuterlehre und Ernährung.
Was genau bedeutet Kochen nach den Fünf Elementen?
Dungl-Hochleitner: Es ist eine Ernährungslehre nach dem Gedankengut der traditionellen chinesischen Medizin. Um die Vorgänge in Natur und Mensch zu verstehen, reicht es nicht aus, sie nur durch die zwei Aspekte Yin und Yang zu erklären. Wenn man das Konzept der Fünf Elemente hinzunimmt, kann man Jahreszeiten und Organe ebenso wie Emotionen oder Krankmachende Faktoren in Zusammenhang bringen. So ist zum Beispiel das Metall-Element dem Herbst zugeordnet. Es ist die Zeit des Rückzugs, wo auch der Mensch ruhiger wird, sich eher nach innen kehrt. Die Meridiansysteme, die dem Metall zugeordnet sind, sind Lunge und Dickdarm, der Geschmack ist scharf und die Emotion Trauer. Menschen, welche eher introvertiert sind, blass und kühl wirken, leiden unter Umständen häufiger unter wiederkehrenden Atemwegsinfekten als andere.
Wem kann die Küche um den Kreis der Fünf Elemente besonders helfen?
Dungl-Hochleitner: Grundsätzlich jeder und jedem, denn es geht darum qualitativ hochwertige Lebensmittel saisonal und regional optimal einzusetzen. Präventiv dient sie der Gesunderhaltung, kann aber ganz besonders bei chronischen Problemen wie es zum Beispiel bei Energielosigkeit, wiederkehrenden Atemwegsinfekten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Hautproblemen der Fall ist, eine langfristige Unterstützung darstellen.
Warum steigen Nahrungsunverträglichkeiten in den letzten Jahren immer mehr an?
Dungl-Hochleitner: Ernährung und Ernährungsverhalten haben sich generell deutlich geändert. Waren früher drei Mahlzeiten noch Gang und gebe („gegessen wird bei Tisch“) sind nun Speisen überall und jederzeit verfügbar. Viele Menschen kochen gar nicht mehr und leben großteils von Take-away-Essen mit Weckerl, Nudeln und Pizza. Zu große Mengen an Weizen, Milchprodukten, Fructose aber auch Geschmackverstärker und Co überlasten unser Verdauungssystem. Saisonales, Selbstgekochtes wie beispielsweise im Herbst Fisolen- oder Kohlgemüse oder im Frühling hausgemachte Erdbeerknödel anstatt Nougatknödel, steht nur noch selten am Tisch. Dabei geht auch der Gebrauch der Gewürze und Kräuter verloren. Die stellen aber einen wichtigen Bestandteil der Speisen dar, unterstützen sie doch die Verdauungstätigkeit.
Wo kann man sich informieren, wenn man auch nach den Fünf Elementen kochen möchte?
Dungl-Hochleitner: Ich führe in unserem Dungl-Gesundheitszentrum Ernährungsberatung nach den Fünf Elementen durch. Dabei leite ich meine Patienten bei einer nachhaltigen Umstellung im Ernährungsverhalten an, sodass dies auch im Alltag machbar ist. Zumeist verläuft dies in drei Terminen (Erstgespräch eine Stunde, zwei Folgegespräche zu je einer halben Stunde) über einen Zeitraum von drei Monaten.
Gibt es etwas ganz bestimmtes, dass Sie unseren Lesern und Leserinnen zu diesem Thema noch mitgeben möchten?
Dungl-Hochleitner: Gesunde Ernährung kann auch schmecken und bedeutet nicht stundenlang an die Küche gefesselt zu sein. Bewusstes Genießen ist zumeist schon ein Anfang. Achten Sie darauf saisonal zu essen und zumindest einmal täglich eine warme selbst zubereitete Mahlzeit zu sich zu nehmen, dann ist schon viel gewonnen.