Gegen alles ist ein Kraut gewachsen – mit Heilkräutern durch den Winter

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen – mit Heilkräutern durch den Winter

Besonders jetzt in der kälteren Jahreszeit braucht unser Immunsystem Unterstützung. Es juckt im Hals,  es kratzt der Husten und wir fühlen uns geschwächt. Hinzu kommt, dass wir durch die Kälte oft unsere Gelenke anders spüren oder an Verspannungen leiden. Heilkräuter sind eine Möglichkeit, um diese Beschwerden zu behandeln. Frau Mag. pharm. Claudia Dungl-Hochleitner, MSc leitet das Dungl-Zentrum in Wien und ist spezialisiert auf europäische und asiatische Heilkräuter. Wir haben sie gefragt, wie wir gut über die kalten Monate kommen.

Welche Heilkräuter eignen sich am besten für die kalte Jahreszeit und das Immunsystem?

Dungl-Hochleitner: In diesem Bereich haben wir ein breites Band an Möglichkeiten. Präventiv lassen sich als Tee sehr gut Holunderblüten und Lindenblüten gemeinsam mit Hagebutten einsetzen. Ein Esslöffel dieser Teemischung mit ¼ Liter siedendem Wasser übergossen und 10 Minuten ziehen gelassen kann mit ¼ Liter Johannisbeersaft-Gemisch einen herrlichen Erkältungscocktail darstellen. Neigt man zum Frösteln ist eine Scheibe frischer Ingwer im Tee eine gute Ergänzung.

Auch Eibisch halte ich für eine sehr wertvolle Heilpflanze zur Pflege der Atemwege. Kratzt es im Hals, empfiehlt es sich Eibischpastillen zu lutschen. Die schützenden Schleimstoffe legen sich wie ein Film über die Schleimhaut und verhindern so das Anlagern von Keimen. Bei trockenem Husten oder Infekten im Stimmbandbereich empfehle ich Eibischtee zu trinken.

Als Immunstimulans sehe ich nach wie vor Echinacea als die Heilpflanze der Wahl, da der Extrakt des Roten Sonnenhutes wie ein Training für die Abwehrkraft fungieren kann. Der Extrakt (üblicherweise eine Frischpflanzenpresssaft aus Kraut und Wurzel) wird drei Mal täglich über zwei Wochen eingenommen, eine Woche pausiert und die Einnahme ein weiteres Mal für zwei Wochen wiederholt. Dadurch werden wichtige Abwehrzellen aktiviert und sind bei Eindringen von Krankheitserregern rascher zur Stelle.

Was muss man bei der Verwendung von Heilkräutern besonders beachten?

Dungl-Hochleitner: Heilpflanzen sind effektive, aber milde Arzneimittel, die dank ihrer umfassenden Inhaltsstoffe sehr gut wirken. Für eine optimale Wirksamkeit ist die Qualität der Heilpflanzen Voraussetzung, aber ebenso, dass man sie rechtzeitig bei den ersten Symptomen anwendet. Dann ist eine echte Verkürzung der Krankheitsdauer möglich. Ist der Infekt bereits fortgeschritten, können Heilpflanzenanwendungen eine Erleichterung verschaffen, sind aber unter Umständen alleine nicht mehr ausreichend. Hier sollte Arzt oder Apotheker zu Rate gezogen werden.

Welche Heilpflanzen eignen sich für den Bewegungsapparat im Winter?

Dungl-Hochleitner: Hier unterscheiden wir zwischen Beschwerden durch einen erhöhten Muskeltonus (Muskelhartspann) und Gelenkschmerzen. Bei Kälte verschlechtert sich die Durchblutung der Muskulatur. Stoffwechselablagerungen im Gewebe häufen sich an. Bei langem Sitzen fühlt sich der Nacken- und Schulterbereich rasch steif an und jede Bewegung schmerzt. So können Schmerzen in der Schulter oder kribbeln in den Händen von der Halswirbelsäule ausgehen und ihrer Muskulatur ausgelöst werden.

Bei schmerzenden Muskelverspannungen empfehle ich Einreibungen mit Mädesüß, Myrrhe, Rosmarin und Ingwer. Rosmarin und Ingwer regen die Durchblutung an, während Mädesüß den Schmerz hemmt und Myrrhe seit jeher auf Grund seiner entzündungshemmenden Wirkung im Bewegungsapparat eingesetzt wird. Das Ziel ist bei der Behandlung nämlich den Stoffwechsel anzuregen und eine bessere Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff zu erreichen. Dadurch werden die Produktion von Entzündungsmediatoren reduziert und der Schmerzprozess gehemmt. Wichtig ist auch hier möglichst bei den ersten Anzeichen einer Verspannung einen entsprechenden Balsam mehrmals täglich zu benützen um den gewünschten Erfolg zu erzielen.

Bei Kälte leiden aber auch Menschen mit Arthrosen (Abnützungen der Knorpelmasse mit Knorpeldefekten, welche zu einer Beschleunigung des Gelenksverschleiß führen) vermehrt unter Schmerz. Morgensteifheit und Anlaufschwierigkeiten nach dem Aufstehen sind die Folge. Leider wird gerade da die als Therapie so willkommene Bewegung nur spärlich wahrgenommen und schmerzstillende Medikamente können auch nicht unbegrenzt eingenommen werden. Ergänzend zu schmerzstillendem Mädesüß und Myrrhe empfehle ich die Anwendung von Beinwell und Arnika in Kombination. Beinwell gilt als entzündungshemmend, wirkt sich besonders positiv im Bereich knöcherner Strukturen aus und lässt sich ideal durch Arnika ergänzen. Diese Heilpflanze wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd, aber kann auch ganz besonders Schwellungen entgegenwirken. Zu beachten ist, dass auch hier die Einreibung beanspruchter Gelenke morgens und abends erfolgen soll. Besonders in der kalten Jahreszeit macht zur Verstärkung der Wirkung eine zusätzliche warme Kompresse Sinn, die man wohltuend am Abend auflegt.

Welche Cremes gibt es, die uns gut durch die frostige Zeit helfen?

Dungl-Hochleitner: Wir haben eine eigene Serie – die Willi Dungl ® Phytos entwickelt. Diese funktionelle Naturkosmetik kann als wohltuende Einreibung mit ebenso hautpflegenden Eigenschaften gesehen werden. Für eine kräftige Muskulatur verwenden wir im Therapiebereich BLEIB KRAFTVOLL, bei Beschwerden im Gelenksbereich BLEIB BEWEGLICH. Unsere Patienten lieben diese Produkte, da sie nicht nur die Behandlung unterstützen, sondern pflegen, gut einziehen und auch angenehm riechen.

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2021-11-09T11:01:06+01:00